Braunkohle
Es ist der 25. Juli, und am frühen Nachmittag laden sowohl die Temperaturen, als auch die Sonne noch zu einem kleinem Schwalbenflug ein. Es muss ja keine Riesentour sein, nur eine kleine Rundfahrt zu den Braunkohlengebieten im Umland von Mönchengladbach. Um 17:20 Uhr geht es los. Der Tank ist voll, GPS ist mit Akkus und Wegpunktdaten versorgt. Anfangs durch Mönchengladbach nur durch Stadtgebiet, das jetzt zum Feierabendverkehr schon nervig mit der Schwalbe ist, wird es ab Wickerathberg schon ländlich.
Nicht weit von Mönchengladbach wird es schon ländlich
Vor einem Opel Astra fahren drei Plastikroller die sich immer wieder gegenseitig überholen, und damit den PKW-Fahrer seinerseits am Überholen hindern. Endlich. Auf der Landstraße kann der Wagenlenker an den dreien Vorbeiziehen. Sofort geht das Überholen der drei untereinander, bei einer Spitzengeschwindigkeit von 50 Km/h, wieder los. Zwar drehen sie sich vorher immer herum, um den rückwärtigen Verkehr zu beobachten, aber mich und Schwalbe nehmen sie überhaupt nicht war. Dann wird mir das aber zu bunt, und gebe Gas. Locker ziehe ich an den verhinderten Moto-GP Fahrer, mit ihren bunten Plastikrollern vorbei. Erstaunt sehen sie mich an. Wie kann so ein altes Teil an unseren High-tech teilen so locker vorbeiziehen? Schnell verliere ich die drei aus dem Rückspiegel, indem; wenn ich ehrlich bin; sowieso nichts sehen kann. Weiter geht es über Jackerath, Titz und Ameln, nach Rödingen. Schon jetzt, ende Juli, sind die Felder, bedingt durch den trockenen Frühling abgeerntet. Mir kommt es vor, als wäre es eher September, und kurz vor dem Herbst. Ich kreuze die B55, die von Bergheim nach Jülich führt, und befinde mich schon auf dem Gebiet von Rheinbraun, wie es auf Schilder am Straßenrand steht. Die Straße, die zusehends schlechter wird, führt an einem Hundeplatz vorbei, nur noch zu der Motocoss-Strecke des MSC – Arnoldsweiler. Leider ist heute kein Trainingstag, so das Schwalbe und ich nur kurz vor dem Tor stehen.
Vor dem Tor des MSC-Arnoldsweiler. Leider ist heute kein Trainingstag
Hier geht es, passend zum Thema, zu ein Video von mir auf Youtube. „Immerath ein totes Dorf“
Jetzt möchte ich endlich zu einem Aussichtspunkt, um mir das große Loch des Tagebau Hambach anzusehen. Es geht an grünen Weiden vorbei, an denen ich dann noch eine Begegnung der besonderen Art habe. Ein Insekt fliegt, da ich die etwas Jacke geöffnet habe, ins Hemd. Ich greife danach, und bekomme sofort einen schmerzhaften Stich in die Brust zu spüren. Noch bevor ich anhalten kann, rutscht das Tier zum Bauch runter, und Sticht erneut zu. Endlich bekomme ich das Insekt mit den Handschuhen zu packen, und kann es aus dem Hemd befördern. Eine Wespe hat mich zweimal gestochen, das erste mal überhaupt in meinem Leben. Außer dem Schmerz der Stiche spüre ich keine Veränderung an mir. Anscheinend reagiere ich nicht allergisch auf die Stiche.
Etwa 90 Kilometer Förderbänder verbinden die Bagger mit den ausgekohlten Verkippungsbereichen und mit den Kohlebunker
Das Abbauloch hat Ausmaße die ich nicht abschätzen kann. Eine Infotafel informiert mich, das im Tagebau Hambach acht Schaufelradbagger arbeiten, und die größten bis zu 240.000 Kubikmeter Abraum oder ebenso viele Tonnen Kohle fördern. Sie sind bis zu 96 Meter hoch, und wiegen rund 13.000 Tonnen. Der größte Teil des Abraums wird auf der bereits ausgekohlten Seite des Tagebaus wieder verkippt und bereitet dort der Rekultivierung den Boden. Bei der Anfahrt zum Parkplatz ist mir die nasse Straße aufgefallen, obwohl kein Wölkchen am Himmel ist. Jetzt klärt sich die Sache auf, es ist eine Sprühanlage um die Staubbelastung zu senken.
Vor dem großen Abbaugebiet Hambach
Ein Beispielabbaugebiet
Ich fahre weiter, und quasi schon wieder zurück. Eigentlich hatte ich vor, noch irgendwo eine Kleinigkeit zu Essen, um Schwalbe im Sonnenuntergang zu Fotografieren. Aber in der Ferne sehe ich schon dunkle Wolken aufziehen, die einen Sonnenuntergang eher abträglich, wenn nicht sogar feucht sind. Noch einen kurzen Fotostop an einer Mühle bei Niederembt, dann bin ich auch schon fast am Tagebau Garzweiler, meinem zweiten Tagebauziel am heutigen Nachmittag. Auch dort die riesigen Ausmaße dieser art der Kohlegewinnung.
Die Windmühle bei Niederembt
Die Verkippung des Abraums zur Rekultivierung
Ich fahre weiter durch die Orte Jackerath Pesch und Otzenrath. Nur – Otzenrath gibt es schon nicht mehr. Zwar zeigt mein GPS den Ort noch an, aber Häuser stehen hier keine mehr. An den Straßenrändern liegen Berge von Rindenmulch und Baumstämme. Ich verlasse kurz die ausgeschilderte Strecke, um in die nähe des Abraumloches zu gelangen, was ich aber nach ein paar hundert Meter abbreche. Der Asphalt weicht einer Moddersrecke, die ich der Schwalbe nicht antun möchte. Mein „Ausreißversuch“ wurde von einem Pick up Fahrer auf der Straße skeptisch beobachtet, und erst als ich den Rückzug antrete fährt er langsam weiter. Der mich danach nicht mehr aus den Augen lässt, bis die Straße weit genug vom Abraumloch ist. Wahrscheinlich ein Mitarbeiter von Rheinbraun.
Ein Merkwürdiges Gefühl schleicht sich in mir hoch, während ich durch Holz fahre
Übersichtskarte. Otzenrath existiert schon nicht mehr, Holz ist fast verlassen
Noch ein paar Bilder
Die Karte
Die Links
Die Koordinaten
Tagebau Hambach N 50° 56’ 3.4’’ O 6° 32’ 55.2’’
Tagebau Garzweiler N 51° 2’ 35.3’’ O 6° 27’ 51.5’’